Vom Reisen, Improvisieren und Mut...

Tallinn (Estland), Juni 2017
Tallinn (Estland), Juni 2017

In den letzten Wochen habe ich gemeinsam mit meiner Familie sieben nord- und osteuropäische Länder besucht. Ich bin meiner Leidenschaft - dem Reisen - einmal mehr nachgegangen und wurde wieder reichlich belohnt. Nicht nur mit wunderschönen Erlebnissen, Gegenden und liebenswerten Menschen, sondern auch mit der Erkenntnis: Improvisieren ist das halbe Leben! ;-)

 

 

Zunächst einmal möchte ich vorausschicken, dass zu reisen wohl eine der angenehmsten Formen ist, den eigenen Horizont zu erweitern. Es widerlegt Vorurteile, zerbricht sorgenvolles Grübeln und lässt uns Mitgefühl und Verständnis entwickeln. Ich durfte in den letzten Wochen erleben, was jahrelange Unterdrückung mit Menschen macht - oder eben nicht, ich stellte einmal mehr fest, dass die mediale Berichterstattung sehr eindimensional, ja sogar hetzerisch ist, und bin froh, dass ich mir mein eigenes Bild machen durfte. Besonders glücklich macht mich der Gedanke, dass ich all meine Erlebnisse mit meinem Mann und meiner Tochter, die im Herbst drei Jahre alt wird, teilen darf.

 

Um mit Kindern auf Reisen zu gehen braucht man sicher Mut, werden Sie wahrscheinlich denken. Doch dieser ist ohnehin unverzichtbar für unser tägliches Leben. Trennen wir also nicht das Reisen vom Rest des Jahres und lassen Sie mich an dieser Stelle die Metapher des Reisens auf den Mut im täglichen Leben übertragen. Man sagt mir nach, dass ich besonders viel davon hätte, doch das war nicht immer so und da neue Wege neuen Mut erfordern, habe ich reichlich Gelegenheit, zu wachsen.

 

Mut ist erlernbar, davon bin ich überzeugt. Meist erfahren wir erst, wie mutig wir sind, wenn Dinge schiefgehen, Träume zerplatzen und das Schicksal an die Türe klopft. Viele meiner Urängste haben sich in den letzten Jahrzehnten unglücklicherweise bewahrheitet und so musste ich mich - freiwillig oder unfreiwillig - meinen tiefsten Ängsten stellen. Doch nicht umsonst, wie sich heute herausstellt, denn der gewonnene Mut stärkt mir meinen Glauben an mich selbst.

 

Im Grunde genommen geht es darum, mutig zu sein, obwohl man Bedenken, Sorgen oder Ängste hat. Sich etwas zuzutrauen, obwohl der Ausgang ungewiss ist und den Weg des Wachsens schätzen zu lernen. Zu improvisieren ist - meines Erachtens - die wichtigste Eigenschaft, die wir im Leben benötigen. Wenn wir davon überzeugt sind, mit den großen und kleinen Widrigkeiten umgehen zu können - wenn sie erst einmal eintreten - werden wir gelassen. Und mit der Gelassenheit kommt der Wille, mutig zu sein. Doch Mut braucht konkrete Situationen, um sich entwickeln zu können. In der Theorie mutig zu sein ist keine Garantie dafür, im Leben den Mut aufbringen zu können. "Ich könnte ja, wenn ich wollte" mag zwar eine momentane Rechtfertigung liefern, lässt unseren Mut aber nicht wachsen.

 

Leben Sie nicht am eigenen Leben vorbei, sondern stehen Sie für Ihre Wünsche ein, erlauben Sie sich Ihre Bedenken und tun Sie "es" trotzdem. Unsere Gewohnheiten bestimmen wohin wir gehen, doch mit einer Portion Mut erweitern wir das Terrain. Das ist eine unserer wesentlichsten Aufgaben, wie ich finde. Es wird immer Menschen geben, die Gründe finden, warum etwas nicht geht. Warum Sie lieber im sicheren Hafen verweilen sollten, warum Ihr Vorhaben übertrieben oder unpassend ist. Das sind Reflexionen ihrer Gewohnheiten und Ängste. Nützen Sie sie, um Ihren Mut herauszufordern. Wie viele Gelegenheiten würden Sie verpassen, wenn Sie nur das tun, was andere für machbar halten?

 

Wir haben heute das Privileg unseren Mut mit Netz und doppelten Boden kennenzulernen. Mögliche Unsicherheiten, Hindernisse und Gefahren lassen sich durch Planung und ein gut funktionierendes System einschränken. Den Rest müssen wir zwangsweise dem "Leben" überlassen. Bauen Sie auf Ihre Improvisationsfähigkeit und schätzen Sie Situationen, in denen sie gefordert wird. Den Sieg über die eigenen Ängste kann einem niemand nehmen und der Gewinn ist unbezahlbar!

 

In diesem Sinne, herzlichst

 

Tamara Nauschnegg

 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Irene Siebert (Mittwoch, 12 Juli 2017 13:31)

    Ich bin früher sehr viel mit meinen Kindern gereist. Damals wurde ich schief angeguckt.... hat mich nicht weiter gestört und das Ergebnis sehe ich jetzt. Die Reiselust haben sogar meine Enkelinnen geerbt und ich fliege ab und an mit. Das verbindet uns! Ich würde es wieder so machen!

  • #2

    Tamara Nauschnegg (Mittwoch, 12 Juli 2017 16:05)

    Vielen Dank für Ihren Input! Ja, zu reisen ist wirklich generationsübergreifend! Schön, dass Ihre Enkelinnen Ihr "Reisegen" geerbt haben! Viele schöne gemeinsame Erlebnisse wünsche ich! :-)

    Herzliche Grüße, Tamara Nauschnegg