Perfektion gewinnt nie

Was ist schon perfekt? Menschen mit Sicherheit nicht. Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit, Disziplin, Verantwortungsgefühl und Fleiß sind Attribute, die uns stehen. Perfektionismus als Gegenpol ist reine Zeitverschwendung. In der Forschung unterscheiden wir in diesem Zusammenhang drei wesentliche Facetten:

 

  1.  Ich stelle hohe Ansprüche an mich.
  2. Ich stelle hohe Ansprüche an andere.
  3. Ich glaube, dass andere von mir Perfektion erwarten.

 

Die Ansprüche, die wir an uns selbst stellen, werden tatsächlich kontinuierlich höher. Und zwar über Generationen hinweg, weiß die Forschung. Jugendliche von heute stellen beispielsweise deutlich höhere Ansprüche an sich selbst als noch vor 20 Jahren. Doch wo ist die Grenze, wenn es "perfekt" nicht gibt? Oft leidet die Gesundheit, denn chronischer Wettkampf zollt seinen Tribut.

 

Und wie verhält es sich mit den hohen Ansprüchen, die wir an andere stellen? Hier ist Enttäuschung vorprogrammiert. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen werden sich Menschen immer anders verhalten als wir es gerne hätten und zum anderen erwarten wir meist von jenen am meisten, die ohnehin schon der "Perfektion" nahekommen. Das grundsätzliche Problem dabei ist: Scheinbar perfekte Menschen werden uns zwangsweise irgendwann enttäuschen. Und die, von denen wir nichts erwarten, überraschen uns mit Sicherheit irgendwann doch. Achtung: Wir beachten jene mehr, die uns gelegentlich guttun und übersehen dabei die vielen Alltagsheld*innen. Mein Tipp: Senken Sie die Ansprüche an die Menschen, die ohnehin viel leisten und erhöhen Sie die Erwartungen an jene, von denen bisher nichts zu erwarten war. Ihr Umfeld wird sich harmonisieren.

Und was ist nicht zuletzt mit unserem Glauben, dass andere von uns Perfektion erwarten? Achtung: Viele Menschen sind zu sehr mit sich beschäftigt, als dass sie die Perfektion anderer interessieren könnte. Außerdem sind Perfektionsstreben und scheinbar perfekte Menschen meist suspekt. Das „Echte“ und das „Menschliche“ gewinnen auch heute noch, sodass es lohnt, sich ein wenig mehr Imperfektion zu gönnen.

 

Herzlichst Tamara Nauschnegg

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0