Klein, aber oho! Was wir von (Klein-)Kindern lernen können

Wir alle waren einmal Kinder. Und damit kleine Lehrmeister/innen. Wir alle wussten zu leben, zu lachen, zu staunen und "machten unser Ding", auch wenn etwas schiefging. Wer das Privileg hat Kinder beim Heranwachsen zu beobachten wird bestimmt feststellen, dass unbekümmertes Glück auch ansteckend sein kann. Und dass die Lehrmeister/innen von heute uns zu unserer ursprünglichen Bestimmung - zu leben, zu lachen, zu staunen und unser "Ding zu machen" - zurückbringen können. 

Im Folgenden finden Sie einige meiner persönlichen Lektionen, die ich von meiner Tochter und anderen Kleinkindern lernen durfte. Kinder überraschen uns Erwachsene mit einer unvergleichlichen Freude und Aufmerksamkeit für das Leben. Sie zeigen uns, was es bedeutet, mit allen Sinnen Insekten zu beobachten, sich auf neue Aufgaben zu freuen oder sich vertrauensvoll nach einem Sturz wieder zu erheben. Die Weisheit liegt dort, wo wir nach ihr suchen. Und Kinder sind jedenfalls eine Quelle der immerwährenden Inspiration.

 

#1: Im Jetzt leben

Kleinkinder leben im Hier und Jetzt. Sie sind präsent, entdecken ihr Umfeld im gegenwärtigen Moment und erfreuen sich an dem, was ihnen zur Verfügung steht. Erwachsene sind dagegen oft in einem Vakuum zwischen Zukunftssorgen und den Schatten der Vergangenheit gefangen. Doch Sie wissen: Die einzige Zeit, die mit Leben gefüllt werden kann, ist die Gegenwart.

 

#2: Neugierde

Kinder wollen die Welt ergründen. Sie wollen sie buchstäblich begreifen und geben sich nicht mit Gewohnheiten zufrieden. Wie wichtig die Neugierde auch für Erwachsene sein kann zeigen unzählige Studien. Ob es um den beruflichen Erfolg geht, die persönliche Selbstentfaltung oder darum, jung zu bleiben: Neugierde zahlt sich in jedem Fall aus.

 

#3: Wert muss keinen Preis haben

Es braucht kein mit Spielsachen überfülltes Kinderzimmer, keine Markenklamotten oder das neueste Dreiradmodell. Das Preisschild hat keine Bedeutung für Kleinkinder, befriedigt höchstens die Eltern. Steine, Blätter und Zweige strahlen eine Faszination aus, die unbezahlbar ist. Erwachsene lassen sich allzu leicht von der Gesellschaft, der Werbung oder den sozialen Medien vorgeben, was das Leben lebenswert macht. Ich lade Sie stattdessen ein: Finden Sie es selbst heraus!

 

#4: Freude am Leben

Unbeschwert zu spielen, ohne von Ängsten oder Sorgen belastet zu werden, die Welt zu erkunden, ohne sie als Gefahr wahrzunehmen und auf andere Kinder zuzugehen, ohne Angst vor Ablehnung, führt zwangsweise zu Freude am Leben.

 

#5: Lachen

Seit geraumer Zeit kursieren Zahlen im Internet, wonach Kinder 200-400 Mal am Tag lachen würden und Erwachsene nur noch durchschnittlich 15 Mal. Experten/innen gehen davon aus, dass die Häufigkeit des Kinderlachens etwas zu hoch gegriffen ist, bei den Erwachsenen konnte die Zahl jedoch empirisch bestätigt werden. Bedarf es weiterer Worte?

 

#6: Ehrlichkeit

Kleinkinder teilen uns mit, was sie fühlen, was sie wahrnehmen und ob sie etwas mögen oder eben nicht. Sie taktieren nicht, sie beschönigen nichts und müssen sich auch nicht verbiegen. Wie einfach es manchmal sein kann. Auch wenn uns der Kindermund durchaus anstrengend erscheinen mag, es gibt nichts Ehrlicheres auf dieser Welt als ein "Mama, ich hab dich lieb".

 

#7: Begeisterungsfähigkeit

Die Begeisterungsfähigkeit von Kindern wird nicht durch gesellschaftliche Normen, Konventionen oder Dogmen beeinflusst. Sie entwickeln Leidenschaften und leben diese begeistert aus. Entdecken Sie Ihre Begeisterungsfähigkeit (wieder) und lassen Sie ihr freien Lauf. Die Beschränkungen anderer dürfen die Beschränkungen anderer bleiben.

 

#8: Fantasie

Kinder erschaffen Fantasiewelten, die unsere Realität nicht ersetzen, sondern bereichern. Sie verwenden Gegenstände auf kreative Weise, kochen in Puppenküchen wahre Gourmetmahlzeiten und bereisen die Welt, ohne je das Kinderzimmer verlassen zu haben. Die Fantasie der Erwachsenenwelt nennen wir Kreativität und Vision. Wie wichtig beide tatsächlich sind sehen wir aber erst dann, wenn sie Früchte tragen. Keine Liebesbeziehung, kein Projekt oder kein Unternehmen kann im Grunde darauf verzichten - wenn wir ernten wollen.

 

#9: Hilfe suchen und annehmen

Kinder vertrauen ihren Mitmenschen und holen sich Hilfe, wenn sie sie brauchen. Um Hilfe zu bitten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Mittel zum Zweck. Neue Fertigkeiten oder Verhaltensweisen können manchmal nur mit Hilfe anderer erlernt oder verbessert werden. Erwachsene scheuen sich davor, ihr Unvermögen preiszugeben. Doch die Bitte um Hilfe ist im Grunde nur ein Zeichen, es besser machen zu wollen und verdient daher Respekt.

 

#10: Erlernte Vorurteile

Während manche Ängste angeboren sind und Kleinkinder schützen sollen, sind die meisten Vorurteile Irrtümer im Denken oder anerzogen. Das Gehirn pauschalisiert, vereinfacht und geht grundsätzlich ökonomisch vor. Negative Einzelerfahrungen werden dann zu Vorurteilen, die bei näherer Betrachtung nicht haltbar sind. Kleinkinder wissen nichts von Normen, Vorurteilen oder der Meinung der Gesellschaft. Sie sind neugierig, unvoreingenommen und wollen ihre Welt erobern. (Siehe auch: Zurück aus Kanada und den USA)

 

#11: Grenzen austesten

Kinder testen Grenzen aus. Nicht, weil sie uns Erwachsene damit strafen wollen, sondern weil es die Natur des Menschen ist. Wie wollen wir wissen, wo unsere Grenzen liegen, wenn wir nie an sie stoßen? Unabhängig vom Alter wird es Personen geben, die uns ihre Grenzen als Norm präsentieren wollen und uns mit den eigenen Beschränkungen verletzen. Testen Sie daher Ihre Grenzen immer wieder aus und prüfen Sie, ob es Ihre oder jene Ihrer Mitmenschen sind.

 

Ich bin mir sicher, Sie können diese Liste noch mit zahlreichen weiteren Punkten ergänzen. Leben Sie auch (schon) danach? Ich habe das große Glück eine Tochter zu haben, die mir das Muttersein sehr einfach macht. Sie lässt mich oft genug staunen, ich darf viel von ihr, mit ihr und über mich lernen und bin dankbar für die Lektionen meiner kleinen Lehrmeisterin.

 

In diesem Sinne herzlichst

 

Tamara Nauschnegg

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Jenny (Mittwoch, 08 März 2017 11:33)

    Ich habe 2 Lehrmeisterinnen und bin dankbar, dass sie mir zeigen wenn ich mich selbst zu wichtig nehme.

    Schöner Artikel, mit viel Liebe geschrieben - merkt man! :-)

  • #2

    Tamara Nauschnegg (Mittwoch, 08 März 2017 15:09)

    Vielen Dank für den Input und das Kompliment! Einen schönen Tag wünsche ich! Liebe Grüße, Tamara Nauschnegg