Wie uns Kälte bei Entscheidungen nützt

Unser Leben besteht aus zahlreichen Entscheidungen. Im Grunde genommen müssen wir in jedem Moment aus Alternativen wählen. Will ich arbeiten oder faulenzen? Schokolade essen oder lieber Sport treiben? Geld sparen oder ausgeben? Wo will ich wohnen? Mit wem will ich meine Zeit verbringen? Und wie soll mein/e Traumpartner/in aussehen?  Dass Kälte bei Entscheidungsfindungen nützt, haben Forscher/innen nun herausgefunden.

Das Leben gibt uns glücklicherweise meistens eine zweite, dritte oder vierte Chance. Die Qualität der Entscheidungen lässt sich aber beeinflussen, sodass im besten Fall bereits die erste Wahl zum gewünschten Ziel führt. Israelische Forscher/innen haben nun beispielsweise herausgefunden, dass Kälte unsere Entscheidungen verbessert. Beim Kern der Untersuchung handelt es sich um die sogenannte kognitive Kontrolle. Sie ist die Fähigkeit, Reize richtig zu deuten und Entscheidungen zu treffen, die sich auf lange Sicht positiv auswirken. Kalte Temperaturen sollen nun helfen, die kognitive Kontrolle zu verbessern. Glücklicherweise müssen wir uns nicht zwangsweise der Kälte aussetzen, um unser Verhalten besser zu kontrollieren. Es genügt offenbar Fotos zu betrachten, die Erscheinungsformen von Kälte darstellen.

 

In der Untersuchung ließen die Forscher/innen ihre Probanden/innen einen Augentest absolvieren. Diese hatten dem Drang zu widerstehen, mit den Augen ein sich bewegendes Objekt zu verfolgen. Sie mussten stattdessen bewusst in eine andere Richtung schauen. Vor dem zweiten Durchgang wurden den Teilnehmer/innen entweder Bilder einer Winterlandschaft, einer Sommerlandschaft oder einer Straße gezeigt. Außerdem hatten sie sich vorzustellen, sie würden sich mitten in der konkreten Umgebung befinden.

 

Tatsächlich taten sich jene Probanden/innen, die sich gedanklich in einer kalten Umgebung befanden, im zweiten Test leichter, ihre Augen vom Objekt abzuwenden. Oder anders gesagt: Sie übten deutlich mehr Kontrolle auf ihr Verhalten aus. Die Forscher/innen wussten bereits aus vorangegangenen Studien, dass Metaphern wie "einen kühlen Kopf bewahren" oder "erhitzte Gemüter" wissenschaftliche Gültigkeit besitzen. Denn während Wärme zu Entspannung und Wohlbefinden führt, versetzt uns eine kalte Umgebung  in Alarmbereitschaft und schärft auf diese Weise unsere kognitiven Fähigkeiten, so die Wissenschaftler/innen.*

 

Fazit: Ein wesentlicher Baustein für gute Entscheidungen ist unsere kognitive Kontrolle. Nur wer in der Lage ist, Kosten und Nutzen abzuwägen und nicht jeder Annehmlichkeit unmittelbar verfällt, trifft langfristig gewinnbringende Entscheidungen. Grundsätzlich lässt sich die kognitive Kontrolle mit unterschiedlichen Strategien verbessern, eine davon scheint die (vorgestellte) Kälte zu sein. In jedem Fall gilt aber: Einen kühlen Kopf zu bewahren schadet selten. Denn selbst wenn manche Entscheidungen starke Emotionen verlangen, veredelt ein kühler Kopf unsere Wahl.

 

 

* Halali, E., Meiran, N., Shalev, I.: Keep it cool: temperature priming effect on cognitive control. IN: Psychological Research, 81(2), 2017, 343-354.

 

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