Der distanzierte Blick

Wer kennt das nicht? Wir sind manchmal von unseren Problemen regelrecht umzingelt. Alle Wege scheinen versperrt, alle Handlungs-optionen sind ausgeschöpft und unsere Nerven zum Bersten gespannt. Je dunkler die Ecke, in die wir uns drängen lassen, umso verschwommener die Perspektive. Doch was tun mit all dem Ärger, der Unsicherheit und  unserer Hoffnungslosigkeit?

Verschaffen Sie sich zunächst Distanz. Wie viel Distanz nötig ist, liegt an den Umständen und den gefühlten Fesseln. Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode steht uns allen zur Verfügung. Ein Blick in den nächtlichen Sternenhimmel lässt nicht nur unseren Ärger abkühlen, sondern verschafft uns Raum, um unsere Gedanken zu ordnen. Gemessen an der Unendlichkeit des Universums, verlieren tägliche Sorgen und Querelen schnell an Bedeutung. Was sehen Sie, wenn Sie Ihre "dunkle Ecke" vom Mond aus betrachten? Von der Sonne aus? Oder gar einer anderen Galaxie? Erkennen Sie einen Sinn in Ihrer Situation? Einen Plan? Oder die Macht des Zufalls? 

 

Falls Ihnen die enormen Distanzen Unbehagen bereiten, können Sie jede beliebige Perspektive einnehmen. Wie wäre es beispielsweise mit einer Fliege an der Wand zu tauschen? Forscher fanden heraus, dass insbesondere in Situationen des Ärgers ein derartiger Perspektivenwechsel Sinn macht. Den Ärger unkontrolliert rauszulassen, schaukle heikle Situationen lediglich auf. An etwas anderes zu denken, wirke nur kosmetisch und helfe nicht, die Kontrolle zurückzugewinnen. Einzig die Schaffung einer Distanz könne die überkochende Wut einbremsen, so die Wissenschaftler.* 

 

Wählen Sie die geeignete Distanz nach persönlichem Empfinden und Art der Situation. Manchmal reicht die Perspektive einer Fliege und manchmal scheint der Mond noch zu nahe. Jonglieren Sie mit den gedanklichen Weiten und stellen Sie sich dabei immer die Kardinalfrage:

 Ist es die Situation wert?

  

 

 Mischkowski, D., Kross, E., Bushman, B.J.: Flies on the wall are less aggressive: Self-distancing “in the heat of the moment” reduces aggressive thoughts, angry feelings and aggressive behavior. IN: Journal of Experimental Social Psychology, 45, 5, 2012, 1187-1191. 

 

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