Alljährlich weckt der Advent eine längst verloren geglaubte Seite in uns. Wir werden zum staunenden Kind und genießen das Gefühl, dass doch alles möglich sein kann. Es ist die Zeit, in der selbst die abgeklärtesten "Eisblöcke" unter uns zu schmelzen beginnen und unsere "Alles wird gut"-Parole zur kurzzeitigen Überzeugung wird. Doch bis alles - zumindest vorübergehend - gut wird, wird es meist so richtig anstrengend.
Der Sommer 2019 ist nun endgültig Geschichte. Badebekleidung und Sonnenöl verschwinden im Schrank, die Urlaubsbräune verblasst und dem Alltag gelingt es wahrscheinlich nur selten, sich mit den tropischen Nächten am Strand zu messen. Wenngleich der Herbst eine wunderschöne Jahreszeit ist, wird schnell klar: er bringt Herausforderungen mit sich. Immerhin leidet jeder fünfte Erwachsene unter dem sogenannten Herbstblues.
Wissenschaft und Praxis kennen hunderte verschiedene Ängste. Eine davon ist die sogenannte Methatesiophobie - also die Angst vor Erfolg. Ja, Sie haben richtig gelesen: Das, wonach sich die meisten Menschen sehnen, kann auch Angst auslösen. Genau genommen ist es die Angst vor den Veränderungen, die mit Erfolg einhergeht. Doch ist das Vermeiden von Erfolg eine Lösung?
Wenn Menschen mit ihrem perfekt organisierten Familienleben beeindrucken wollen, wenn sie stolz erklären, wie großartig die Generationen an einem Strang ziehen und dass die Familie ohnehin das Wichtigste im Leben sei, fühlen wir uns schnell unsicher - sieht es in unserem Leben doch meist völlig anders aus. Oft überschattet eine schwierige Kindheit das Erwachsenendasein, die Großeltern nehmen nicht am Leben der Enkelkinder teil und Geschwister wenden sich voneinander ab. Das sprichwörtliche Blut ist nicht immer dicker als Wasser und Freunde/innen können tatsächlich - überspitzt formuliert - zur Entschädigung für die eigene Stammfamilie werden.